Die Artothek Niederbayern in Mainkofen


Geschichte des Hauses
Das ehemalige Gebäude "D2" hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Es wurde 1911 errichtet und eröffnet als sog. "Übergangshaus" für 30 männliche Patienten, die in der Nähe von Gärtnerei und landwirtschaftlichem Gut untergebracht wurden, wahrscheinlich, um dort zu arbeiten. Im Erdgeschoss befand sich ein sog. Tagsaal, im Obergeschoss ein Schlafsaal. Während des 1. Weltkriegs wurde das Haus 1917/18 als Reservekriegslazarett genutzt, bevor es ab 1919 wieder als "Landhaus" für männliche Patienten diente. Für die Jahre 1933 bis 1945 liegen keine gesonderten Informationen zum Haus vor. Es ist allerdings möglich, dass von denen auf dem Klinikgelände stattfindenden Krankentötungen auch Patienten aus dem Haus "D2" betroffen waren. Dies wahrscheinlich in geringerem Masse als in anderen Bereichen, denn hier waren arbeitsfähige Menschen untergebracht, deren Arbeitskraft lange ausgenutzt werden sollte. Ende 1945 bis 1948 diente das Haus als Unterkunft für jüdische Familien und Einzelpersonen, die den Krieg und die NS-Diktatur überlebt hatten. In der Nachkriegszeit warteten viele von ihnen auf eine Auswanderungsmöglichkeit nach Palästina oder Übersee. Im Kibbuz Mainkofen/ Kibbuz Lanegev konnten (im Rahmen der jüdischen Hachschara-Bewegung) landwirtschaftliche Tätigkeiten erlernt werden, um sie später in der neuen Heimat einzusetzen. 1948 bis 1996 waren wieder männliche Langzeit-Patienten im Haus untergebracht. Danach diente das Haus als beschützte Station für Menschen mit Mehrfachbehinderung, für die auch ein sog. Snoezelraum eingerichtet wurde. Während der Coronapandemie wurde das Haus als Isolierhaus für Corona-positive Flüchtlingsfamilien aus dem Ankerzentrum Deggendorf genutzt. 2022 wurde mit den Planungen für eine Sanierung und Umnutzung des Hauses als Kulturstandort begonnen, die mit der Eröffnung der Artothek am 21. November 2024 und dem Einzug des Kostümfundus im Obergeschoss abgeschlossen werden konnten.


In der Artothek Niederbayern werden künstlerische Arbeiten aus der Kunstsammlung des Bezirks aufbewahrt. Diese können hier allerdings nicht nur angeschaut, sondern auch ausgeliehen werden! Die Artothek funktioniert dabei wie eine Bibliothek. Anstelle von Büchern können die Bürger und Bürgerinnen Niederbayerns Kunstwerke ohne Gebühr auf Zeit entleihen und in ihrem Zuhause das Zusammenleben mit originaler Kunst erproben und genießen.

Der Bezirk Niederbayern hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten seit 1946 Kunstwerke angekauft, um das Kunstschaffen der Region zu dokumentieren und die Kunstszene zu unterstützen. Die künstlerischen Arbeiten stammen größtenteils von Künstlern und Künstlerinnen, die in Niederbayern ansässig sind, aus dem Bezirk stammen oder in ihrer Kunst einen Bezug zur Region aufweisen. Ein Großteil dieser Sammlung ist nun in der Artothek Niederbayern auf dem Gelände des Bezirksklinikums in Mainkofen (ehemaliges Haus D 2) für die Öffentlichkeit zugänglich.
Der Bestand wird bereichert durch Leihgaben, die beispielsweise aus der Sammlung der Dr. Franz und Astrid Ritter-Stiftung aus Straubing oder von der Künstler-Familie Reidel stammen. Der stilistisch vielfältige Bestand der Sammlung wird durch zukünftige Ankäufe ständig erweitert. KUNSTANKÄUFE
Das Angebot der Artothek wird durch wechselnde Ausstellungen und Veranstaltungen ergänzt.

Weiterführende Links:
Bezirk Niederbayern
Kulturreferat
Ritterstiftung
Bezirksklinikum Mainkofen
Artothekenverband Deutschland
Bildkunst
Regionalkulturen

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